DANCING QUEEN, JUNIORS und SORCERY als beste Filme bei LUCAS #46 ausgezeichnet

Mit einer fei­er­li­chen Preisverleihung ende­te am Donnerstag die 46. Ausgabe von LUCAS — Internationales Festival für jun­ge Filmfans: DANCING QUEEN, JUNIORS und SORCERY erhal­ten Auszeichnungen als inter­na­tio­nal bes­te Langfilme für jun­ges Publikum. APHONIA wur­de mit dem Preis für eine außer­ge­wöhn­li­che cine­as­ti­sche Leistung geehrt — das ers­te Mal, das ein Kurzfilm die­sen Preis gewinnt. Die Preise für die bes­ten Kurzfilme gehen an LA CALESITA und THINGS UNHEARD OF im Wettbewerb »Kids« und ROOM im Wettbewerb »Teens«. Festivalleiterin Julia Fleißig beglück­wünsch­te die Preisträger:innen im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. 

Preisträgerfilme der Langfilmwettbewerbe

Wettbewerb »Kids«

Preis für den bes­ten Langfilm (5.000 €) 
DANCING QUEEN (NO 2023. R: Aurora Gossé)

Die zwölf­jäh­ri­ge Mina ist alles ande­re als cool. Bislang hat sie das nicht gestört, doch dann ver­knallt sie sich in ihren neu­en Mitschüler Edwin, der ein ange­sag­ter Hip-Hop- Tänzer ist. Um ihm nahe zu sein, wird sie Mitglied einer Tanz-Crew und denkt fort­an an nichts ande­res mehr. Auf so lus­ti­ge wie nach­denk­li­che Weise erzählt DANCING QUEEN, wie Mina nach eini­gen Umwegen zu sich selbst findet.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Kids«
Der Film „Dancing Queen“ ist lus­tig und trau­rig zugleich und erzählt von einem muti­gen Mädchen, das trotz aller Hindernisse sei­nen Traum vom Tanzen ver­folgt. Minas Suche nach Anerkennung und Zugehörigkeit ist mit­rei­ßend und emo­tio­nal, die Darstellerinnen und Darsteller haben uns in ihrem Spiel über­zeugt und bei den Tanzszenen hät­ten wir ger­ne mit­ge­tanzt. Wir haben gelernt, dass Tanzen gut fürs Gehirn ist und man bes­se­re Arbeiten schreibt, wenn man vor­her ein paar Dancemoves macht. Uns hat die ein­fühl­sa­me Kameraführung gefal­len, die auch wit­zi­ge Szenen kre­iert, ohne sich über die Figuren lus­tig zu machen.

Lobende Erwähnung der Jury im Wettbewerb »Kids«
TONY, SHELLY AND THE MAGIC LIGHT
(HU/CZ/SK 2023. R: Filip Pošivač)

Tony hat eine beson­de­re Gabe: Er leuch­tet. Doch in einem Haus mit einem Monster, das schlech­te Stimmung und Dunkelheit ver­brei­tet, hat er es damit nicht leicht. Um ihn zu schüt­zen, las­sen sei­ne Eltern ihn kaum vor die Tür – das kann manch­mal ganz schön erdrü­ckend sein. Doch als Shelly ein­zieht, die mit ihrer Taschenlampe Fantasiewelten zum Leben erweckt, ändert sich alles.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Kids«
Nicht uner­wähnt las­sen kön­nen wir einen zwei­ten Film, der uns mit sei­ner außer­ge­wöhn­li­chen Animation, sei­nen krea­ti­ven Ideen und einer berüh­ren­den Geschichte ganz beson­ders fas­zi­niert und Staunen las­sen hat. Mit detail­reich gebau­ten Ton- und Holzpuppen, bun­ten Papierkulissen und einer Höhlenwelt aus Stoff und Kissen lässt der Film magi­sche Universen ent­ste­hen. Die Liebe für das Detail in der Ausstattung und im Kostüm, die viel­schich­ti­gen Figuren und die pas­sen­de und gezielt ein­ge­setz­te Musik haben uns sehr gefallen.

Publikumspreis
DIE UNLANGWEILIGSTE SCHULE DER WELT
(DE 2023. R: Ekrem Ergün)

An Maxes Schule ord­net alles das dicke Regelwerk des klein­ka­rier­ten Direktors Schnittlich. Spaß ist ver­bo­ten und schö­ne Dinge lan­den im Farbentsafter 2000, der nur einen brau­nen Haufen übrig­lässt. Als Maxe für Chaos sorgt, ruft das Inspektor Rumpus von der Behörde für Langeweilebekämpfung auf den Plan.


Wettbewerb »Teens«

Preis für den bes­ten Langfilm (5.000 €)
JUNIORS (FR 2022. R: Hugo Thomas)

Jordan ist gelang­weilt vom Leben im klei­nen Dorf Mornas. Seine Mutter ist Krankenschwester und häu­fig abwe­send, daher ver­bringt er viel Zeit mit sei­nem bes­ten Freund Patrick. Meist zocken die bei­den auf ihrer gemein­sa­men Konsole, doch als die­se den Geist auf­gibt, beschlie­ßen sie kur­zer­hand, dass Jordan eine Krankheit vor­täu­schen soll. Mit dem Geld, das sie in einem Online-Spendenpool für ihn sam­meln, wol­len sie eine neue Konsole kaufen.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Teens«
Der Film behan­delt ein heik­les Thema mit Fingerspitzengefühl und Anmut und wirkt den­noch frisch und flip­pig. Die jun­ge Jury lobt auch, dass der Film die rea­len Konsequenzen der Handlungen des Protagonisten Jordan zeigt und dar­über hin­aus ver­mit­telt, dass nicht alle Geschichten ein Happy End haben und wir alle zu den Fehlern ste­hen soll­ten, die wir im Leben machen.

Lobende Erwähnung der Jury im Wettbewerb »Teens«
THE SIREN (La Sirène. FR/DE/LU/BE 2023. R: Sepideh Farsi)

Als 1980 der Erste Golfkrieg beginnt und der Irak die ira­ni­sche Ölmetropole Abadan bom­bar­diert, ist Omid gera­de 14 Jahre alt. Während sei­ne Mutter und sei­ne jün­ge­ren Geschwister bereits geflo­hen sind, ist Omid bei sei­nem Großvater geblie­ben. Fortan lie­fert er Essen aus und begeg­net dabei den unter­schied­lichs­ten Menschen.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Teens«
Wir haben uns dafür ent­schie­den, Sepideh Farsis THE SIREN mit einer loben­den Erwähnung aus­zu­zeich­nen. Der Film zeich­net sich durch sei­ne rea­lis­ti­sche Darstellung des Krieges und sei­ne gelun­ge­ne 3D-Animation aus, die, obwohl sie sehr far­ben­froh ist, den­noch eine sehr erns­te Atmosphäre vermittelt.

ECFA-Award
NINA AND THE HEDGEHOG’S SECRET (Nina et le secret du héris­son. FR/LU 2023. R: Alain Gagnol, Jean-Loup Felicioli)

Liebend ger­ne hört die zehn­jäh­ri­ge Nina den Gutenachtgeschichten ihres Vaters zu, die von einem klei­nen Igel han­deln, der die Welt ent­deckt. Doch seit­dem er sei­nen Job in der Fabrik ver­lo­ren hat, steht Ninas Welt Kopf. Angeblich hat der Manager der Fabrik die Buchhaltung mani­pu­liert und so den Zusammenbruch her­bei­ge­führt. Doch es geht das Gerücht um, dass irgend­wo im Werk noch eine klei­ne Notreserve an Geld ver­steckt ist.

Begründung der ECFA-Jury
Wir haben beschlos­sen, einen Film zu prä­mie­ren, der sich auf eine wich­ti­ge und bewe­gen­de Geschichte kon­zen­triert. Diese beschäf­tigt sich mit den uni­ver­sel­len Themen Arbeit und Arbeitsplatzverlust, aber auch mit der Kraft von Geschichten und der Fantasie, die wir in unse­rem Leben brau­chen, um die Welt um uns her­um zu ent­de­cken. Durch die ori­gi­nel­le Animation erzeu­gen die Regisseure gren­zen­lo­se Empathie beim Zuschauer und wecken Hoffnung – durch die Farben, die Figuren und die intel­li­gen­te Erzählung.

MOZAIK Bridging The Borders Award (MBTBA)
TOTEM (NL/LU/DE 2022. R: Sander Burger)

Ama ist ein Kind des Wassers: Geboren wur­de sie vor elf Jahren auf dem Schiff nach Rotterdam, jetzt berei­tet sie sich mit ihrem bes­ten Freund Thijs auf einen Schwimmwettbewerb vor. Ihre Eltern kom­men zwar aus dem Senegal, doch Ama fühlt sich als Niederländerin. Nur darf sie nir­gends ihre Adresse ange­ben und soll auf kei­nen Fall mit der Polizei reden. Als die Unterkunft ihrer Familie schließ­lich doch ent­deckt wird, sol­len Amas Mutter und ihr klei­ner Bruder abge­scho­ben werden.

Lobende Erwähnung der MBTBA-Jury
THE WORST ONES (FR 2022. R: Lise Akoka, Romane Gueret)

Ein Regisseur will einen Spielfilm in der Picasso-Nachbarschaft, einem Vorort von Boulogne-sur-Mer in Nordfrankreich dre­hen. Auf der Suche nach authen­ti­schen, jun­gen Darsteller:innen für sein Projekt hält er ein Casting in der ört­li­chen Schule ab. Dort wählt er mit Lily, Ryan, Maylis und Jesse vier Teenager aus dem Viertel aus, die in ihrem Alltag eigent­lich mit ganz ande­ren Problemen kon­fron­tiert sind. Die Bewohner:innen des Vororts sind von sei­ner Entscheidung gleich­zei­tig über­rascht und bestürzt: Wieso soll­te jemand gera­de „die Schlimmsten“ auf der gro­ßen Leinwand abbil­den wollen?


Wettbewerb »Youngsters«

LUCAS »Youngsters« Award (5.000 €)
SORCERY (Brujería. CL/MX/DE 2022. R: Christopher Murray)

„Väter ster­ben, und ich kann nie­man­den zum Leben erwe­cken.“ Der Bürgermeister von Rosas Dorf ist kei­ne Hilfe für die 13-Jährige: Die Huilliche lebt auf der chi­le­ni­schen Insel Chiloé und wird zur Waise, als ihr Vater von einem deut­schen Siedler ermor­det wird. Weder der Staat noch die Kirche wol­len ihr Gerechtigkeit bie­ten, Unterschlupf fin­det sie immer­hin bei Mateo, der gemein­sam mit ande­ren indi­ge­nen Bewohner:innen der Insel alte Traditionen und Rituale pflegt.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Youngsters«
Was uns wirk­lich bewegt hat, war die Art und Weise, wie der Gewinnerfilm sei­ne his­to­ri­sche Geschichte durch poe­ti­sche Worte erzählt hat. Wir sind der Meinung, dass er eine soli­de Erzählstruktur, eine her­vor­ra­gen­de Art und Weise, mora­lisch graue Charaktere zu beschrei­ben, und eine unglaub­li­che ästhe­ti­sche Bildsprache auf­weist. Regisseur Christopher Murray hat sich wirk­lich selbst über­trof­fen, indem er sei­ne Kultur für uns alle erleb­bar gemacht hat.


Preisträgerfilme der Kurzfilm-Wettbewerbe

Wettbewerb »Kids«

Preis für den bes­ten Kurzfilm (2.000 €)
LA CALESITA (AR 2022. R: Augusto Schillaci)
— Deutschlandpremiere bei LUCAS -

LA CALESITA ©Reel Fx Animation

Eine Runde auf dem Karussell zau­bert ein Lächeln in die Gesichter von Jung und Alt. Doch der Erhalt ist mühsam und die angren­zen­den Bauarbeiten dro­hen, die kun­ter­bun­te Attraktion aus dem Stadtbild zu verdrängen.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Kids«
Ein in 3D-Animation schön gestal­te­ter und bewe­gen­der Kurzfilm, der von einem alten Mann han­delt, der sein gelieb­tes Karussell ver­liert, weil eine gro­ße Baustelle und graue Bürogebäude des­sen Platz ein­neh­men. Die inzwi­schen erwach­sen gewor­de­nen Kinder, die frü­her auf sei­nem alten Karussell gespielt haben, kom­men, um mit ihm gemein­sam aus alten und neu­en Teilen ein neu­es Karussell zu bau­en. Sich gegen­sei­tig hel­fen, zusam­men­hal­ten, Platz für Kinder in der Stadt zu schaf­fen und nicht so viel am Handy spie­len ist die Message, die uns sehr gut gefal­len hat.

ex aequo:

THINGS UNHEARD OF
(Serpêhatiyên Neqewimî. TR 2023. R: Ramazan Kılıç)
— Deutschlandpremiere bei LUCAS -

THINGS UNHEARD OF ©Remo Films

Die zehnjährige Şevîn lebt mit ihrer Familie auf dem Land. Als eines Tages der Fernseher ihrer Großmutter ver­schwin­det, setzt sie alles dar­an, ihr einen neu­en zu besor­gen. Schließlich ist der Fernseher für ihre Großmutter das Tor zum Rest der Welt.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Kids«
In ein­drucks­vol­len Bildern erzählt Ramazan Kilic, wie die zehn­jäh­ri­ge Şevin es schafft, die Dorfgemeinschaft vor einem selbst gebau­ten Fernseher zu ver­sam­meln, um die Nachrichten des Tages zu erfah­ren, eige­ne Geschichten zu erzäh­len und Lieder zu hören, so dass auch ihre Oma wie­der lächelt, das hat uns sehr gefal­len, beein­druckt und selbst zum Lächeln gebracht. „Das ist in echt so!“ mein­te ein Jurymitglied. Ein poe­ti­scher und poli­ti­scher Film, der den Zugang zu Bildung – vor allem für Mädchen – the­ma­ti­siert, eine Geschichte von Zusammenhalt und Solidarität erzählt. Verständlich auch ohne Worte, nur durch die Kraft der Darstellerinnen und Darsteller, der Bilder, der Musik, rea­lis­tisch und zugleich vol­ler Hoffnung.

»Stadtteiljury«-Award
THE STORY OF BODRI (Historien Om Bodri. SE 2022. R: Stina Wirsén)
— Deutschlandpremiere bei LUCAS -

Mit der rea­len Geschichte von Hedi und ihrem Hund Bodri erzählt die­ser Film auf zugängliche Weise vom Holocaust, ohne dabei die Hoffnung zu verlieren.


Wettbewerb »Teens«

Preis für den bes­ten Kurzfilm (2.000 €)
ROOM (US 2022. R: Ian Dani Kim)
— Deutschlandpremiere bei LUCAS -

ROOM ©Ian Dani Kim

Dani machen die Pandemie und der damit ein­her­ge­hen­de Lockdown ganz schön zu schaf­fen. Wie zahl­rei­che ande­re Jugendliche hat er mit den Auswirkungen der Pandemiemaßnahmen auf sei­ne psy­chi­sche Gesundheit zu kämpfen. Er iso­liert sich in sei­nem Zimmer. Eine außergewöhnliche, auto­bio­gra­fi­sche Animation.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Teens«
Der Film ist eine sehr genaue Beschreibung der Leben vie­ler Teenager wäh­rend und nach der Pandemie, so dass wir uns wirk­lich in Ian Dani Kim hin­ein­ver­set­zen konn­ten. Mit sei­ner krea­ti­ven Art, sei­ne Geschichte zu erzäh­len, lässt Kim dem Publikum Raum für Interpretation. Aber vor allem sei­ne detail­lier­te und durch­dach­te Umsetzung hat uns beeindruckt.

Preis für eine außer­ge­wöhn­li­che cine­as­ti­sche Leistung (2.000 €)
APHONIA (Afonia. PL 2022. R: Marta Z. Nowak)
— Deutschlandpremiere bei LUCAS -

Im Internat für Gehörlose und Schwerhörige sorgt ein neu­er Schüler für Verwunderung: Gebärdensprache ist ihm fremd, ver­bal äußert er sich nicht. Scheinbar ver­lo­ren rätseln auch die Zuschauenden über Gebärden, lesen Gesichter, deu­ten Absichten und Emotionen.

Begründung der Jury im Wettbewerb »Teens«
APHONIA erhält den Preis für die außer­ge­wöhn­li­che cine­as­ti­sche Leistung für sein poe­ti­sches Framing, sei­ne ein­zig­ar­ti­ge Herangehensweise an Taubheit und Stille, und sei­ne Inszenierung, die das Publikum in die Geschichte miteinbezieht.